2.Generation

 

Otto Brusselle hatte in seiner Jugend eine solide, landwirtschaftliche Ausbildung in Praxis und Schule genossen, heiratete 1873 eine Tochter aus der württembergischen Heimat seines Vaters und übernahm 1885 die Überlassenschaft seines Vaters, zog jedoch nicht dorthin. Bislang regiert die recht resolute, geachtete, wenn auch mitunter etwas schwierige, alte Baronin lieber mit ihren Verwaltern alleine.

Aus der Ferne nahm Otto zwar bei größeren Entscheidungen wie z.B. der Linienführung der Bahn Schwarzenbek- Oldesloe Einfluss, ansonsten hielt er sich aber zurück, zumal er am Kaiserlichen Österreichischen Hof und als Gesandtschaftsattaché in Hamburg eingebunden war.

Am 3.Februar 1904 starb die alte Gutsherrin und wurde unter einem von ihr entworfenen Grabmal neben ihrem Mann beigesetzt. Da sie stets um das Wohl der Menschen ihrer Umgebung besorgt war, war ihr Ansehen beachtlich. So schrieb eine Zeitung anlässlich ihres Todes:

„Hier endet ein patriarchalisches Verhältnis zu den Gutsleuten ohne Gleichen!“

Kurz nach dem Tod seiner Mutter zog Otto Brusselle mit seiner Familie in das Basthorster reetgedeckte Herrenhaus, das nunmehr weitgehend renoviert wurde und unter anderem ein Ziegeldach erhielt. Inspektor Petersen zog aus dem Ostteil des Herrenhauses in das umgebaute Brauhaus, das alte Viehhaus wurde abgerissen und ein modernes Ersatzgebäude errichtet. Die 1912 durch ein Feuer vernichteten Gebäude – die  „Haferscheune“, der alter Pferdestall und eine Arbeiterwohnkate – wurden ebenfalls durch moderne, schöne Neubauten ersetzt.

Kaum waren diese fertiggestellt, begann am 1.August 1914 der 1.Weltkrieg. Der einzige Sohn Josef zog als Rittmeister mit einer Ulanschwadron an die Westfront. Viele der aus den drei Dörfern Ausgezogenen, die an verschiedenen Fronten des Krieges kämpften kamen nicht zurück: aus Basthorst kehrten 13, aus Dahmker 4 und aus Hamfelde 5 Männer bis zum Ende des Krieges nicht in die Heimat zurück.

Josef Brusselle fand sich 1916 seelisch und körperlich krank durch die schweren Fronterlebnisse wieder in der Heimat ein. Bis an sein Lebensende erholte er sich nicht mehr von den Kriegserlebnissen und dessen Folgen.

Sein Vater Otto Brusselle übergab den alten Familienbesitz am 28.August 1919 seinem nicht ganz gesunden Sohn, wohl auch aus dem Grund heraus, dass er ihm eine echte Aufgabe übergeben wollte. Josef hatte eine unglückliche Lebensgeschichte – eine Verlobung war aufgelöst worden – und sein Vater sorgte sich um den depressiven Sohn.

Fünf Jahre später verstarb der kluge, führsorgliche, vornehme Edelmann Otto Brusselle, beweint von seinen Kindern, Enkeln und Gutsleuten.